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Qigong für Musiker — Stressprävention im Musiker- und Unterrichtsalltag (Workshop am Bundeskongress 2001 des Verbandes deutscher Musikschulen VdM)

von Frank Hartmann

Wenn es um Musik und Instru­men­tal­spiel geht, ste­hen im all­ge­mei­nen die Musik, das kon­kre­te Werk, die Inter­pre­ta­ti­on und Gestal­tung durch den aus­füh­ren­den Musi­ker im Zen­trum der Betrach­tun­gen. Dass die­ses ‚Pro­dukt’ Musik aber End­ergeb­nis der Arbeit eines Men­schen in sei­ner Gesamt­heit ist also geis­tig-see­li­sche und phy­si­sche ‚Anstren­gung´ bedeu­tet wird oft übergangen.

Für Zuhö­rer und Kri­ti­ker mag dies ange­hen, denn bei­de sind nur an die­sem End­pro­dukt inter­es­siert. Als Musi­ker, und damit als direkt von den Kon­se­quen­zen die­ser Tat­sa­che Betrof­fe­ne, soll­ten wir uns dar­über aber bewußt Gedan­ken machen, zumal es auf Grund der andau­ern­den Musik­aus­übung in defi­nier­ten Spiel­hal­tun­gen logi­scher­wei­se zu ent­spre­chen­den kör­per­lich mani­fes­tier­ten Sym­pto­men kom­men kann — von Ver­span­nun­gen bis zu blei­ben­den Schä­den. Die­se kör­per­li­chen Mani­fes­ta­tio­nen beein­flus­sen wie­der­um den Spiel­pro­zeß, z.B. in Form von man­geln­der Geläu­fig­keit bedingt durch mus­ku­lä­re Ver­span­nun­gen, und haben so auch Aus­wir­kun­gen auf unse­re Spiel- und Inter­pre­ta­ti­ons­fä­hig­keit, wodurch u.U. Stress ent­ste­hen kann.

Dass ‚musi­ka­li­sche Arbeit’ in der Öffent­lich­keit — sozu­sa­gen auf dem Prä­sen­tier­tel­ler — bei Kon­zer­ten, Vor­spie­len, in Prü­fun­gen, etc. Stress erzeugt, ist für alle Aus­üben­den durch­aus nor­mal und ihnen auch bewußt. Weni­ger bewußt ist den Musi­kern im all­ge­mei­nen die Bedeu­tung der Atmung und des bewuß­ten Ein­sat­zes von Atem­tech­ni­ken zur musi­ka­li­schen Gestal­tung, zur Ver­bes­se­rung der Spiel­tech­nik und zur Stressreduzierung.

Da Stress sowohl auf der Sei­te der aus­lö­sen­den Fak­to­ren als auch bei den Ansät­zen zur Bewäl­ti­gung ein mul­ti­fak­to­ri­el­les Phä­no­men ist, macht es wenig Sinn, sich mit dem Fak­tor Stress iso­liert zu befas­sen. Die­ser Ansatz wür­de um so mehr am Ziel vor­bei­füh­ren, als Qi Gong als ein ganz­heit­li­ches und umfas­sen­des Sys­tem immer den Men­schen in sei­ner Gesamt­heit und in sei­ner Inter­ak­ti­on mit der ‚Außen­welt’ — hier also mit dem Instru­ment, dem Publi­kum bzw. den Schü­lern — erfasst und ganz­heit­lich regu­lie­rend ansetzt.

Zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der Wir­kungs­wei­se des Qi Gong möch­te ich zunächst einen kur­zen Über­blick über die his­to­ri­sche Ent­wick­lung und die theo­re­ti­schen Grund­la­gen geben, um dann nach dem The­ma ‚Atem und musi­ka­li­sche Gestal­tung’ aus­führ­lich auf die Ver­fah­ren des Qi Gong zur ‚Stress­prä­ven­ti­on’ ein­zu­ge­hen. Die The­men ‚ Mus­ku­lä­re Span­nun­gen und Spiel­tech­nik’ und ‚Phy­si­sche Belas­tung durch die Spiel­hal­tung’ sind hier nur der Voll­stän­dig­keit hal­ber behan­delt, da Pro­ble­me in die­sen Berei­chen natür­lich zu ver­mehr­tem Stress füh­ren kön­nen. Im Abschnitt ‚Wu Wei’ füh­re ich aus, wie Stress­prä­ven­ti­on durch inne­re Ein­stel­lung und gerich­te­te geis­ti­ge Hal­tung bzw. Dis­zi­plin erreicht wer­den kann. Die dar­in beschrie­be­nen Ansät­ze sind in der Pra­xis erprobt und bie­ten Hil­fe­stel­lung sowohl für das eige­ne musi­ka­li­sche und päd­ago­gi­sche Tun als auch zur Vor­be­rei­tung von Schü­lern auf Vor­spie­le und Prüfungen.

Wur­zeln und Ursprung
Den Begriff ‚Qi Gong‚ wird man in his­to­ri­schen Quel­len ver­geb­lich suchen, weil er als Über­be­griff erst in neue­rer Zeit benutzt wird. Weit älter ist der seit Jahr­hun­der­ten vor unse­rer Zeit­rech­nung benutz­te Begriff ‚Yangs­h­eng‚, der eine umfas­sen­de Kunst der Lebens­füh­rung beschreibt und in dem die ‚Qi — Übun­gen’ einen Teil­be­reich dar­stell­ten. Eine ers­te umfas­sen­de Dar­stel­lung des ‚Yangs­hen’ erfolgt von Zhang Zhan im 4. Jahr­hun­dert nach Chris­tus in sei­nem Werk ‚Yangs­h­eng Yao­ji‚ mit den fol­gen­den 10 Bereichen:

1) Bewah­ren des Geistes
2) Lie­be zum Qi
3) Kul­ti­vie­rung des Körpers
4) Lei­ten und Deh­nen (Daoy­in)
5) Sprache
6) Ernährung
7) Inne­re Gemächer
8) Ableh­nung schäd­li­cher Sitten
9) Heilmittel
10) Diver­se Verbote

Tech­ni­ken wie z.B. Punkt 4), Lei­ten und Deh­nen (Daoy­in), zur Arbeit an und Pfle­ge der ‚Lebens­kraft’ oder ‚Vital­ner­gie‚ — und nichts ande­res bedeu­tet der Begriff ‚Qi Gong‚ über­setzt — waren also ein­ge­bet­tet in einen wei­ten Rah­men der all­ge­mei­nen Lebenspflege.

Hin­ge­wie­sen wird schon in die­sem Werk auf die in der chi­ne­si­schen Kul­tur und Heil­kun­de zen­tra­le Rol­le der ‚Beschrän­kung’ zur Bewah­rung der ‚Mit­te’.

Aus dem umfas­sen­den Ansatz des ‚Yangs­h­eng‚ ent­wi­ckel­te sich in Zusam­men­fas­sung ver­schie­de­ner chi­ne­si­scher Heil- und Behand­lungs­me­tho­den das ‚Gesund­heits­sys­tem’, das in neue­rer Zeit ‚Tra­di­tio­nel­le Chi­ne­si­sche Medi­zin’ oder kurz ‚TCM’ genannt wird. Der akti­ve Teil der TCM, der vom ‚Pati­en­ten’ in Eigen­in­itia­ti­ve geleis­te­te Bei­trag zur ‚Hei­lung’, besteht aus Qi Gong — Übungen.

Das chi­ne­si­sche Klas­si­ker — Medi­zin­buch ‚Huang­di Nei­jing Suwen’ oder kurz ‚Suwen’ (3./2. Jahr­hun­dert vor Chris­tus) gilt als das ältes­te schrift­li­che Doku­ment, in dem es einen Bericht über Qi Gong gibt. Es soll in der Zeit der Regent­schaft des legen­dä­ren ‚Gel­ben Kai­sers Huang­di‚ ent­stan­den sein, also etwa in der Zeit zwi­schen 2697 bis 2597 vor Chris­tus. In der Zhan­guo — Peri­ode, der Zeit der kämp­fen­den Staa­ten, ca. 476 — 221 vor Chris­tus, hat­ten die Chi­ne­sen schon rei­che Erfah­rung mit der Qi Gong Leh­re und mit Qi-geführ­ten Atemübungen.

Qi Gong als ele­men­ta­re Grund­übung und wir­kungs­vol­le Metho­de zur Stär­kung kör­per­li­cher und inne­rer Kraft, Selbst­hei­lung und Erhal­tung der Gesund­heit wur­de beson­ders in bud­dhis­ti­schen und dao­is­ti­schen Klös­tern prak­ti­ziert. Mit Hil­fe der Qi — Erkennt­nis­se such­ten die bud­dhis­ti­schen Mön­che nach Erlö­sung von ihrem Kar­ma und die dao­is­ti­schen Mön­che nach Unsterb­lich­keit. Bei­de nutz­ten es zur Gesund­heits­pfle­ge und zur Stär­kung für die Meditation.

Ver­schie­de­ne Kampf­küns­te wie Gong Fu, Tai Chi Chu­an, Tai Guan Do nutz­ten die Mög­lich­kei­ten des Qi Gong einer­seits als Grund­la­ge des Kampf­stils (Tai Chi Chu­an), ande­rer­seits zur Mobi­li­sie­rung von Kraft­re­ser­ven und Errei­chung von ‚Unver­wund­bar­keit’.
Im Lau­fe der Jahr­hun­der­te ent­stan­den mehr als 3600 Qi Gong — Schu­len, von denen heu­te noch ca. 100 Qi Gong — For­men in Chi­na prak­ti­ziert werden.

Bedingt durch die kom­mu­nis­ti­sche Revo­lu­ti­on wur­de Qi Gong zunächst ver­drängt bzw. ver­bo­ten, und erst um 1978 begann sich die Qi Gong Bewe­gung lang­sam wie­der zu regen. Eini­ge über­le­ben­de Qi Gong Meis­ter tauch­ten aus der Ver­sen­kung auf, und in Shang­hai und Peking wur­den For­schungs­stät­ten ein­ge­rich­tet. In Deutsch­land wird Qi Gong seit eini­gen Jah­ren unter ande­rem von der Deut­schen Qi Gong Gesell­schaft DQG und ihren Mit­glie­dern ver­brei­tet und unter­rich­tet, die auch sehr eng mit Pro­fes­sor Lin Zhong­peng, dem Lei­ter des staat­li­chen Qi Gong — Insti­tu­tes in Peking, zusammenarbeitet.

Qi Gong als Ver­fah­ren der ‚Tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Medizin’
Die tra­di­tio­nel­le chi­ne­si­sche Medi­zin (TCM) hat einen grund­sätz­lich völ­lig ande­ren Ansatz als die west­li­che Medi­zin. Sie ist dabei aber als eigen­stän­di­ges Sys­tem in sich genau­so logisch, kon­se­quent und sys­te­ma­tisch ‑also wis­sen­schaft­lich — wie die west­li­che Medi­zin und dabei sehr erfolg­reich. Wäh­rend der west­li­che Arzt auf Grund von Sym­pto­men nach einer kon­kre­ten Krank­heits­ur­sa­che sucht, sieht der chi­ne­si­sche Arzt die vor­lie­gen­den Sym­pto­me als einen Teil­aspekt die­ses spe­zi­el­len Pati­en­ten, der ein kom­ple­xes und ein­zig­ar­ti­ges phy­sio­lo­gi­sches und psy­cho­lo­gi­sches Sys­tem mit Regel­krei­sen und Rück­kop­pe­lun­gen dar­stellt (1). Die­ses Sys­tem ver­sucht der chi­ne­si­sche Arzt regu­lie­rend in ein ‚indi­vi­du­el­les’ Gleich­ge­wicht zu brin­gen. J. Kaptchuck schreibt dazu: „Die chi­ne­si­sche Medi­zin ist des­halb eine holis­ti­sche (ganz­heit­li­che) Metho­de — begrün­det auf der Idee, dass jedes Ele­ment nur in sei­ner Rela­ti­on zum Gan­zen ver­stan­den wer­den kann… Die­se Medi­zin ist nicht weni­ger logisch als die west­li­che, son­dern weni­ger ana­ly­tisch. (2)“
Der Ansatz jeder The­ra­pie in der TCM ist die Wie­der­her­stel­lung des Gleich­ge­wichts in dem kom­ple­xen Sys­tem Mensch, ein­schließ­lich sei­ner Bezie­hun­gen zu sei­nem Umfeld — der Aus­gleich zwi­schen Yin und Yang.

Yin und Yang als „…kom­ple­men­tä­re Gegen­sät­ze stel­len weder Kräf­te noch mate­ri­el­le Wesen­hei­ten und auch kei­ne mythi­schen Kon­zep­te dar, … (3)“. Nach J. C. Coo­per sym­bo­li­siert das Yin-Yang „ … jede paar­wei­se Exis­tenz, …, doch kann man die bei­den nicht als Gege­ben­hei­ten oder Ein­heit betrach­ten, son­dern nur als Eigen­schaf­ten, die allen Din­gen inne­woh­nen. (4)“. G. Macio­cia faßt die wich­tigs­ten Punk­te die­ser Wech­sel­be­zie­hung von Yin und Yang fol­gen­der­ma­ßen zusammen:
„a. Wenn­gleich sie für gegen­sätz­li­che Sta­di­en ste­hen, bil­den Yin-Yang eine Ein­heit und ergän­zen ein­an­der. b. Yang ent­hält den Keim für Yin und umge­kehrt. c. Nichts ist gänz­lich Yin oder gänz­lich Yang. d. Yang wech­selt in Yin über und umge­kehrt. (5)“ In der TCM wird zur Wie­der­her­stel­lung des Gleich­ge­wichts von Yin und Yang neben ande­ren Ver­fah­ren wie z.B. Aku­punk­tur und Aku­pres­sur auch Qi Gong the­ra­peu­tisch eingesetzt.

Qi Gong wird des öfte­ren etwas ver­ein­fa­chend mit „Atem­heil­gym­nas­tik“ über­setzt und ist prä­ven­ti­ver Bestand­teil der tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Medi­zin. Es ver­bin­det Atmung, locker-flie­ßen­de Bewe­gun­gen, Deh­nun­gen, Kon­zen­tra­ti­on auf ver­schie­de­ne Meri­dia­ne (6) bzw. Aku­punk­tur­punk­te und Medi­ta­ti­on zu einem ganz­heit­li­chen und in den Grund­zü­gen leicht erlern­ba­ren Gesund­heits­sys­tem. Der Begriff Qi Gong bedeu­tet wört­lich über­setzt in etwa „Arbei­ten am/mit Qi (7)“, wobei Qi man­gels eines der umfas­sen­den chi­ne­si­schen Bedeu­tung adäqua­ten Wor­tes mit Ener­gie, Atem bzw. Lebens­kraft über­setzt wird. Macio­cia defi­niert Qi als „… Ener­gie, die sich gleich­zei­tig auf der phy­si­schen und auf der psy­chi­schen Ebe­ne mani­fes­tiert.“ Er schreibt wei­ter: „Qi ist in einem kon­stan­ten Zustand des Flus­ses und in ver­än­der­li­chen Zustän­den der Aggre­ga­ti­on. (8) „ Nach der Theo­rie des Qi Gong ist die Vor­aus­set­zung für Gesund­heit und Vita­li­tät, daß das Qi durch alle Meri­dia­ne frei und unge­hin­dert flie­ßen kann. Vor­aus­set­zung für das unge­hin­der­te Zir­ku­lie­ren des Qi ist, daß sich alle Gelen­ke locker in ihrer natür­li­chen Posi­ti­on befin­den, sich im Rah­men ihres natür­li­chen Bewe­gungs­po­ten­ti­als frei bewe­gen kön­nen und der Gesamt­to­nus in Mus­ku­la­tur und Gewe­be bei kor­rek­ter Kör­per­hal­tung so nied­rig wie mög­lich ist. Fließt das Qi unge­hin­dert, tritt u.a. eine erhöh­te Sen­si­bi­li­tät und Kör­per­wahr­neh­mung ein, auf die auch G. Herr­gott im Zusam­men­hang mit kin­äs­the­ti­schen Übun­gen hin­weist (9). Der Begrün­der der Bio­en­erge­tik, A. Lowen, bezeich­net die­se unge­hin­der­te Zir­ku­la­ti­on als das „…Auf und Ab von Emp­fin­dung oder Ener­gie im Kör­per,..“ das wie ein gro­ßes Pen­del dafür sorgt, „ … daß das Leben sich leicht und mühe­los bewegt. (10)„ und schreibt wei­ter: „Jedes Gebiet der Gespannt­heit blo­ckiert die Wel­le und ent­stellt die Wahr­neh­mung des Pul­sie­rens. (11)“

Einer der Ansatz­punk­te zur Über­tra­gung der Qi Gong-Übun­gen und ‑Prin­zi­pi­en auf den Musi­ker­all­tag ist eines der Grund­prin­zi­pi­en des Qi Gong: der Atem folgt der Auf­merk­sam­keit und führt die Bewegungen.

Qi Gong in der instru­men­ta­len Praxis
Beim aus­üben­den Musi­ker — egal ob Pro­fi oder Laie — sind in der Spiel­pra­xis vier grund­le­gen­de The­men­be­rei­che von ent­schei­den­der Bedeutung:
• Atem und musi­ka­li­sche Gestaltung
• Stressprävention
• mus­ku­lä­re Span­nun­gen und Spieltechnik
• phy­si­sche Belas­tun­gen durch die Spielhaltung

Obwohl im Work­shop der Bereich ‚Stress­prä­ven­ti­on’ zen­tra­les The­ma ist, möch­te ich hier auch die ande­ren The­men­kom­ple­xe kurz erläu­tern. Es ist offen­sicht­lich und im fol­gen­den leicht nach­voll­zieh­bar, dass die ande­ren drei oben genann­ten The­men­kom­ple­xe sehr star­ke Rück­wir­kun­gen haben auf den Fak­tor Stress und unse­re Fähig­keit, Stress prä­ven­tiv zu ver­mei­den bzw. zu redu­zie­ren und in ent­spre­chen­den Situa­tio­nen aktiv zu bewältigen.

Atem und musi­ka­li­sche Gestaltung
Atem und musi­ka­li­scher Aus­druck sind untrenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den — der Atem­strom formt bzw. trägt die musi­ka­li­sche Bewe­gung und Ent­wick­lung (12). Dies gilt selbst­ver­ständ­lich nicht nur für Sän­ger und Blä­ser. über den bewuß­ten Atem ist es mit eini­ger Übung mög­lich, Puls- und Herz­fre­quenz zu regu­lie­ren und so auch Stress abzu­bau­en. Atem‑, Puls- und Herz­fre­quenz hän­gen von­ein­an­der ab und sind qua­si das Bio-Metrum des Musi­kers — unser gesam­tes Tem­po- und Rhyth­mus­emp­fin­den bezieht sich auf die­se Grö­ßen, da sie den Rhyth­mus und das Tem­po, qua­si den ‚Arbeits­takt’ der musi­zie­ren­den ‚Bio-Maschi­ne Mensch’ bestim­men. Der Ver­such, mit rasen­dem Puls ein lang­sa­mes Stück bewußt dol­ce und can­ta­bi­le zu gestal­ten, ist von vorn­her­ein zum Schei­tern ver­ur­teilt. Der Atem fun­giert dar­über hin­aus sowohl im Ein­zel­spiel als auch im Ensem­ble als ele­men­ta­rer rhyth­mi­scher Ein­satz­im­puls und als Gestal­tungs­mit­tel für Über­gän­ge, Tem­po­wech­sel, Abphra­sie­run­gen und Schluß­wen­dun­gen — ja für die gesam­te ago­gi­sche Gestal­tung eines Wer­kes. Für jeden Musi­ker soll­te es selbst­ver­ständ­lich sein, mit der musi­ka­li­schen Phra­se zu atmen, also vor Beginn der Phra­se ein‑, und mit dem Spiel des musi­ka­li­schen Bogens aus­zu­at­men. Die musi­ka­li­sche Ener­gie des Vor­trags wird so erfah­rungs­ge­mäß um ein Viel­fa­ches ver­stärkt und die musi­ka­li­sche Ent­wick­lung ent­fal­tet sich frei und natürlich.

Die Erklä­rung des Qi Gong für die­ses Phä­no­men beruht auf der Tat­sa­che, dass im Trans­for­ma­ti­ons­pro­zeß der in der Nah­rung ent­hal­te­nen Ener­gie zum Qi die Ener­gie der Atem­luft eine sehr gro­ße Rol­le spielt. Die Ener­gie Qi wird in Abhän­gig­keit vom Atem­rhyth­mus im Kör­per bereit­ge­stellt und dies wird über das Ener­gie­ni­veau unse­rer Bewe­gun­gen letzt­lich auch in der musi­ka­li­schen Gestal­tung hör­bar. Auch A. Lowen weist auf die Bedeu­tung der Atmung bei ener­ge­ti­schen Pro­zes­se hin: „In der Atmung liegt das Geheim­nis des Lebens, denn durch den Nah­rungs­stoff­wech­sel lie­fert sie die Ener­gie, die die Lebens­flam­me speist. (13)“

Durch Atem­übun­gen im ‚stil­len Qi Gong’ (14) wer­den einer­seits Atmung als sol­che und ande­rer­seits die bewuß­te Steu­er­bar­keit der Atmung erfahr­bar gemacht. Eine Grund­übung sei hier kurz vorgestellt:

Der üben­de liegt ent­spannt und gera­de auf dem Rücken — mög­lichst auf einer Decke auf dem Boden. Die Arme lie­gen locker seit­lich ent­lang des Kör­pers aus­ge­streckt, die Han­din­nen­flä­chen sind nach unten gerich­tet und Dau­men und Zei­ge­fin­ger for­men ent­spannt einen Kreis.

In die­ser Hal­tung wird zunächst nur ganz ent­spannt durch die Nase ein- und aus­ge­at­met — die Zun­gen­spit­ze ruht locker hin­ter den obe­ren Schnei­de­zäh­nen am Gau­men (15). Nach und nach wird die Kon­zen­tra­ti­on auf das Heben und Sen­ken der Bauch­de­cke beim Ein- und Aus­strö­men­las­sen der Atem­luft gerich­tet. Even­tu­ell kön­nen am Anfang bei­de Hän­de über­ein­an­der auf den Bauch gelegt wer­den, die Dau­men­bal­len lie­gen dabei auf dem Bauch­na­bel (16) — dies erleich­tert die Kon­zen­tra­ti­on auf die Bewe­gung der Bauch­de­cke. Ziel der Übung ist die tie­fe Bauch­at­mung, d.h. die Lun­ge füllt und leert sich von unten nach oben. Durch Visua­li­sie­run­gen, wie Ein- und Aus­strö­men­las­sen, den Atem bewußt durch Nase und Kopf an der Wir­bel­säu­le ent­lang nach unten bis in das Becken ein- und an Bauch­de­cke, Brust­bein und Hals­vor­der­sei­te ent­lang nach oben durch die Nase aus­strö­men­las­sen, kann die Übung ent­schei­dend inten­si­viert wer­den. Um eine Hyper­ven­ti­la­ti­on zu ver­mei­den, muß immer die Aus­at­mung betont wer­den. Soll­ten wärend des Übens Pro­ble­me auf­tre­ten (Abfal­len des Blut­drucks, all­ge­mei­nes Unwohl­sein, etc.), wer­den die Hän­de wie oben beschrie­ben auf den Bauch gelegt. Gege­be­nen­falls wird die Übung damit been­det und wie­der ganz natür­lich wei­ter­ge­at­met. Bei län­ger andau­ern­der Übung mit Visua­li­sie­run­gen soll­te der Becken­bo­den leicht ange­spannt wer­den, um den Meri­di­an­punkt Huy­in (17) zu schlie­ßen und so Ener­gie­ver­lust zu ver­mei­den. Wird die­se Atem­übung mit Visua­li­sie­rung sicher beherrscht, kann sie auch als Spiel­vor­be­rei­tung in der Instru­men­tal­hal­tung durch­ge­führt werden.

Stress­prä­ven­ti­on
Die nerv­li­che Anspan­nung, der Stress vor und wäh­rend des musi­ka­li­schen Vor­trags, egal ob Schü­ler­vor­spiel, Prü­fung oder öffent­li­ches Kon­zert, ist immens. Der Fak­tor Stress zer­fällt zunächst in zwei Teil­be­rei­che ‑psy­chi­schen und phy­si­schen Stress -, die sich gegen­sei­tig beein­flus­sen und zum Teil sogar bedin­gen, hier aber trotz­dem ein­mal getrennt dar­ge­stellt und betrach­tet wer­den sol­len. Im psy­cho­lo­gi­schen Bereich spie­len Erwar­tungs­hal­tun­gen — eige­ne und die ande­rer (Publi­kum, Arbeit­ge­ber, etc.) -, dar­aus resul­tie­ren­der Erfolgs­druck, aber auch Rah­men­be­din­gun­gen (Räum­lich­kei­ten, eige­ne Fit­ness, etc.) und die indi­vi­du­el­le psy­chi­sche Dis­po­si­ti­on des Ein­zel­nen eine sehr gro­ße Rol­le. Im phy­sio­lo­gi­schen Bereich han­delt es sich gewis­ser­ma­ßen um das Flucht- oder Kampf­pro­gramm, das wir evo­lu­ti­ons­be­dingt von unse­ren Vor­fah­ren geerbt haben. Dies sind instink­ti­ve Ver­hal­tens­wei­sen, die je nach unse­rer Ein­schät­zung der Situa­ti­on mehr oder weni­ger zum Tra­gen kom­men und sich unse­rer direk­ten wil­lent­li­chen Beein­flus­sung ent­zie­hen. In bedroh­li­chen Situa­tio­nen — vor Urzei­ten der Angriff eines Tigers auf einen unse­rer Vor­fah­ren, heu­te viel­leicht ein Vor­spiel, Kon­zert, etc. — schüt­tet unser Kör­per auf Grund die­ses uralten Über­le­bens­pro­gram­mes das Stress­hor­mon Adre­na­lin aus. Die Auf­ga­be des Adre­na­lins ist es, eine bes­se­re Ener­gie­ver­sor­gung der Mus­keln sicher­zu­stel­len, die Sin­nes­wahr­neh­mung zu ver­bes­sern, etc., um den Kör­per auf die bevor­ste­hen­de phy­si­sche Höchst­leis­tung vor­zu­be­rei­ten. Der Kör­per reagiert ent­spre­chend: Herz‑, Puls‑, Atem­fre­quenz und damit auch der Blut­druck stei­gen (Hit­ze­emp­fin­dun­gen und Schweiß­aus­brü­che inbe­grif­fen), der Mus­kel­to­nus steigt (Kloß im Hals, kal­te Hän­de wegen schlech­te­rer Durch­blu­tung), das Blut wird aus dem Magen abge­zo­gen (Übel­keit), und man sieht und hört bis zum Pro­gramm­ra­scheln in der letz­ten Rei­he des Saals. Da das bio­lo­gi­sche Sys­tem aber nicht damit rech­net, dass der ‚kampf­be­rei­ter’ Musi­ker nun sei­nen Platz vor dem Publi­kum ein­nimmt und ledig­lich, fein­mo­to­ri­sche und geis­ti­ge Höchst­leis­tun­gen voll­brin­gen soll, bleibt der Kör­per je nach indi­vi­du­el­ler Dis­po­si­ti­on mehr oder weni­ger in Alarm­be­reit­schaft. Die Grob­mus­ku­la­tur, die für ‚Kraft­ak­te’ zustän­dig ist, bleibt bes­tens ver­sorgt und ‚vor­ge­spannt’ und die Fein­mo­to­rik mehr oder weni­ger behin­dert. Im Extrem­fall führt dies über Atem­pro­ble­me und Hän­de­zit­tern bis hin zur völ­li­gen fein­mo­to­ri­schen Blockade.

Betrach­tet man Stress unter dem Aspekt der Yin-Yang — Theo­rie, so ergibt sich fol­gen­des Bild:

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Sind Yin und Yang im Gleich­ge­wicht, herrscht Ruhe — über­wiegt Yang oder ist Yin zu schwach, herrscht psy­chi­scher und/oder phy­si­scher Streß. Wenn man in Betracht zieht, dass Atem‑, Herz- und Puls­fre­quenz syn­chron lau­fen, ergibt sich allein durch die im vor­he­ri­gen Kapi­tel beschrie­be­ne Visua­li­sie­rung der Atmung eine Ver­lang­sa­mung der Atmung und damit des gesam­ten Bio­rhyth­mus und eine Kon­zen­tra­ti­ons­än­de­rung von außen (Publi­kum, etc.) nach innen (Atmung) — eine zwei­fa­che Ände­rung vom Yang zum Yin, vom Streß hin zur Ruhe und Gelas­sen­heit. Fort­ge­schrit­te­ner, aber auch wesent­lich effek­ti­ver, ist der soge­nann­te gro­ße Atem­kreis­lauf. Begin­nen soll­te man mit die­ser Übung aller­dings erst, wenn die Bauch­at­mung beherrscht wird. Ein­lei­tend wird die im vori­gen Kapi­tel erklär­te Übung aus­ge­führt — ent­spann­te Rücken­la­ge, Zun­ge ruht ent­spannt hin­ter den obe­ren Schnei­de­zäh­nen, Becken­bo­den leicht ange­spannt, Atmung wie beschrie­ben durch Visua­li­sie­rung steu­ern. Nun wird als nächs­ter Schritt beim Ein­at­men die Auf­merk­sam­keit von dem Punkt Yongchu­an im Vor­fuß über die Innen­sei­te der Bei­ne und an der Wir­bel­säu­le ent­lang nach oben bis zum Schei­tel­punkt Bai­hui geführt. Beim Aus­at­men ver­läuft der Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf über die Mit­tel­li­nie von Stirn — Gesicht — Hals — Brust — Bauch und die Rück­sei­te der Bei­ne hin­un­ter zurück zu dem Punkt Yongchu­an (18). Die Atmung soll­te immer locker und unge­zwun­gen sein — even­tu­ell den gesam­ten Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf auf meh­re­re Atem­zü­ge ver­tei­len. Die Aus­at­mung wird betont aus­ge­führt — dies ist beson­ders bei Blut­hoch­druck wich­tig. Bei sehr nied­ri­gem Blut­druck soll­te die Ein­at­mung bewußt und kon­trol­liert betont wer­den. Tre­ten wäh­rend des Übens Kopf­schmer­zen auf, wird das Ein­at­men nur bis zur Brust­hö­he betont aus­ge­führt-. Wird die Übung im Lie­gen beherrscht, kann sie auch im Ste­hen aus­ge­führt wer­den. Dazu wird die Qi Gong — Grund­hal­tung im Ste­hen ein­ge­nom­men, d. h. die Füße ste­hen schul­ter­breit — Außen­kan­ten par­al­lel, die Knie sind leicht gebeugt und die Leis­ten bewußt ent­spannt. Die Wir­bel­säu­le wird bewußt gera­de auf­ge­rich­tet, und der Schei­tel wie von einem Faden nach oben gezo­gen. Man steht, als säße man mit gera­de auf­ge­rich­te­tem Ober­kör­per auf der Vor­der­kann­te eines hohen Hockers. Die Arme hän­gen locker seit­lich her­ab — Hand­flä­chen zum Kör­per gedreht — und das Kinn ist etwas ein­ge­zo­gen. A. Lowen beschreibt die­se Kör­per­hal­tung als grund­le­gen­de „Erdungs­übung“ und schreibt dazu: „Wer so geer­det ist, hat das Gefühl, die fes­te Unter­stüt­zung der Erde unter sich zu haben, … Geer­det bedeu­tet, mit der Rea­li­tät in Berüh­rung zu sein. (19)“ In die­ser Hal­tung wird nun Atmung und Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf wie oben beschrie­ben aus­ge­führt. Ist die Ver­bin­dung von kor­rek­tem Stand und Atem­übung ein­mal ver­in­ner­licht, kann die­se Übung auf jede belie­bi­ge Instru­men­tal­hal­tung im Sit­zen oder Ste­hen über­tra­gen und somit in den all­täg­li­chen Spiel- und Übe­pro­zeß inte­griert wer­den. Bei der ver­ein­fach­ten Vari­an­te die­ser Atem­übun­gen kon­zen­triert man sich nur auf Yongchu­an und atmet qua­si durch die­sen Punkt ein und aus.

Noch ein­mal eine kur­ze theo­re­ti­sche Ergän­zung zur Stress­kom­pen­sa­ti­on mit Qi Gong-Atem­tech­ni­ken, um die Funk­ti­ons­wei­se deut­li­cher zu machen:

Wo der Geist (das Bewußt­sein) Shen ist, ist Qi, denn der Geist ist der Meis­ter des Qi. (20)“ Ist der Geist außen (beim Publi­kum, zer­streut), ist auch das Qi — die Ener­gie — außen, also nicht kon­zen­triert und nicht nutz­bar. Ist der Geist Shen in den Kör­per gerich­tet, so ist das Qi im Kör­per und ist Shen auf den Kopf gerich­tet, steigt das Qi dort­hin. Die Fol­gen sind Unkon­zen­triert­heit und ein Abschwei- fen der Gedan­ken, eine Art ‚inne­re Talk­show’, da Shen aus­schließ­lich auf die geis­ti­gen Vor­gän­ge gerich­tet ist, und die­se daher, mit einem über­maß der Ener­gie Qi ver­sorgt, ein schwer kon­trol­lier­ba­res ‚Eigen­le­ben’ ent­wi­ckeln. Das Qi muß dort­hin, wo wäh­rend des Instru­men­tal­spiels die Ener­gie benö­tigt wird — es muß also in den Kör­per abge­senkt wer­den. Das Yang-Qi (Akti­vi­tät) wird daher beim Aus­at­men über den Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf an der Kör­per­vor­der­sei­te und der Rück­sei­te der Bei­ne ent­lang nach unten gebracht. Beim Ein­at­men wird Yin-Qi (Ruhe) auf der Innen­sei­te der Bei­ne und der Kör­per­rück­sei­te nach oben geholt, um den Yang-über­schuß aus­zu­glei­chen. Die stress­be­ding­te Kopf­las­tig­keit wird so aus­ge­gli­chen, der Ener­gie­fluß wie­der­her­ge­stellt und eine opti­ma­le Aus­gangs­si­tua­ti­on für das Vor­spie­len erreicht.
Neben der beschrie­be­nen Atem­übung eig­net sich eine wei­te­re Grund­übung des Qi Gong her­vor­ra­gend zur Stress­prä­ven­ti­on: die Tech­nik des ‚Inne­ren Lächelns’. Stress mani­fes­tiert sich häu­fig in Ver­span­nun­gen der Gesichts- und Nacken­mus­ku­la­tur — wir ‚bei­ßen die Zäh­ne zusam­men, und ‚zie­hen den Kopf ein’. ‚Inne­res Lächeln’ bedeu­tet eigent­lich nur, sich selbst inner­lich und äußer­lich wohl­wol­lend zuzu­lä­cheln. Dies ent­spannt nicht nur die soge­nann­te peri­ora­le Mus­ku­la­tur, son­dern auch die benach­bar­te Gesichts‑, Kopf‑, Nacken- und Hals­mus­ku­la­tur. Neben einer bes­se­ren Durch­blu­tung der genann­ten Mus­kel­par­tien und der damit ver­bun­de­nen Locke­rung und Ent­span­nung in die­sen Berei­chen wird auch die gesam­te Schä­del­ba­sis mit allen vege­ta­ti­ven Hirn­zen­tren bes­ser durch­blu­tet und mit Sau­er­stoff ver­sorgt (21). So wer­den einer­seits durch die Ent­span­nung die Beweg­lich­keit und ‚Spiel­fä­hig­keit’ posi­tiv beein­flußt und ande­rer­seits wer­den Atmung, Stoff­wech­sel und auch see­li­sche Vor­gän­ge über die Anre­gung des vege­ta­ti­ven Sys­tems sti­mu­liert. Bei­des führt zum Abbau von Streß und den damit ver­bun­de­nen Sym­pto­men. A. Lowen weist im übri­gen dar­auf hin, dass Ver­span­nun­gen in den vor­ge­nann­ten Berei­chen „der Luft den Durch­gang“ abschnü­ren und so die Sau­er­stoff­auf­nah­me und das Ener­gie­ni­veau her­ab­set­zen. Ein ver­min­der­tes Ener­gie­ni­veau bedeu­tet aber auch ver­min­der­te Spiel­fä­hig­keit und führt so zu ver­mehr­tem Streß. Im Zusam­men­hang mit Ver­span­nun­gen an der Schä­del­ba­sis schreibt er von einer „…Schicht, die den Fluß des Emp­fin­dens vom Kör­per in den Kopf blo­ckiert. (22)“ Ohne ‚Emp­fin­dung’ sind bewuß­te und ‚gefühl­vol­le’ Bewe­gun­gen nicht mög­lich. Dies hat not­wen­di­ger­wei­se ent­spre­chend nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Spiel­fluß und Inter­pre­ta­ti­on zur Fol­ge. Das ‚Inne­re Lächeln, hat gera­de in Kon­zert- und Vor­spiel­si­tua­tio­nen einen posi­ti­ven Neben­ef­fekt. Ein freund­lich lächeln­der Mensch wird immer wohl­wol­len­der auf­ge­nom­men und beur­teilt als jemand mit ver­bis­se­nem oder ange­streng­tem Gesichts­aus­druck. Dies kann erheb­lich zur Ent­span­nung und Ent­kramp­fung der Situa­ti­on bei­tra­gen und so qua­si ‚von außen’ Stress abbau­en. Aller­dings ent­spricht die­se Tech­nik einer inne­ren Grund­hal­tung, die regel­mä­ßig geübt und ver­in­ner­licht wer­den soll­te, z.B. beim täg­li­chen üben gera­de auch bei schwie­ri­gen Stellen.

Mus­ku­lä­re Span­nun­gen und Spieltechnik
Mus­ku­lä­re Span­nun­gen und ihre Aus­wir­kun­gen auf den Bewe­gungs­fluß beim Instru­men­tal­spiel sind hin­läng­lich bekannt — Locker­heit ist die Vor­aus­set­zung für eine sou­ve­rä­ne Spiel­tech­nik. Ande­rer­seits kann schon eine gering­fü­gi­ge, unter Umstän­den auch ört­lich begrenz­te Stei­ge­rung des Mus­kel­to­nus ver­krampf­tes und unko­or­di­nier­tes Spiel ver­ur­sa­chen. Musi­ka­li­sche Gestal­tung und musi­ka­li­sches lega­to-Spiel sind dann, wenn über­haupt, nur noch bedingt mög­lich und Stress ist vor­pro­gram­miert. In unbe­weg­tem Zustand sind die Fin­ger leicht nach innen gekrümmt, die Mus­keln — Beu­ger und Stre­cker — befin­den sich in einem ‚Span­nungs­gleich­ge­wicht, der ‚Ruhe­span­nung’ oder ‚Vor­span­nung’. Ein wei­te­res Krüm­men eines Gelen­kes erfor­dert ent­we­der eine höhe­re Anspan­nung des betref­fen­den Beu­gers, eine höhe­re Ent­span­nung also Deh­nung — des Stre­ckers oder eine Kom­bi­na­ti­on aus bei­den mus­ku­lä­ren Pro­zes­sen. Alle drei Bewe­gungs­an­sät­ze sind bei gerin­ge­rer ‚Vor­span­nung‚ leich­ter zu rea­li­sie­ren. Dies führt zu schnel­le­ren, prä­zi­se­ren Bewe­gun­gen, die auch exak­ter ‚getimet’ und damit bes­ser koor­di­niert wer­den können.

Wie im Kapi­tel über Qi Gong als Ver­fah­ren der TCM dar­ge­legt, ist eines der grund­le­gen­den Zie­le des Qi Gong die Mini­mie­rung des Gesamt­to­nus, der ‚Vor­span­nung’ der Mus­ku­la­tur bei kor­rek­ter Kör­per­hal­tung und frei­er Beweg­lich­keit der Gelen­ke. Das Bewe­gungs­prin­zip des Qi Gong zur Errei­chung die­ser Ziel­set­zung — der bewuß­te Atem trägt den wei­chen Fluß der Bewe­gun­gen — kann über das Bin­de­glied Atmung in das Instru­men­tal­spiel über­tra­gen wer­den. Dies ist gera­de bei spiel­tech­ni­schen Pro­blem­stel­len, z.B. Deh­nun­gen im Grenz­be­reich des ana­to­misch Mög­li­chen, sehr gut anwend­bar und führt nach mei­ner Erfah­rung zu einer wesent­lich ent­spann­te­ren Bewäl­ti­gung der­ar­ti­ger Passagen.

Bevor wir den Ansatz zum Trans­fer der Qi Gong-Prin­zi­pi­en auf spiel­tech­ni­sche Bewe­gungs­mus­ter betrach­ten, soll eine Grund­übung des Qi Gong zu die­sem The­ma erläu­tert wer­den. Hier eig­net sich vor allem die Übung des ‚Fin­ger­at­mens’ , die jeden ein­zel­nen Fin­ger bewußt anspricht. Die­se Übung kann in etwas ver­ein­fach­ter Form in die Spiel­hal­tung über­tra­gen wer­den: In der nor­ma­len Spiel­hal­tung sit­zend oder ste­hend, bei­de Arme und Hän­de locker seit­lich am Kör­per hän­gen las­sen und durch die Fin­ger’ wie folgt ein- und aus­at­men: Bei­de Dau­men leicht krüm­men — ein­at­men, ent­span­nen und durch die Dau­men aus­at­men; bei­de Zei­ge­fin­ger leicht krüm­men — ein­at­men, ent­span­nen und durch Dau­men und Zei­ge­fin­ger aus­at­men; usw.

Die Kon­zen­tra­ti­on liegt beim Ein­at­men immer bei einem Fin­ger­paar, beim Aus­at­men bei allen schon ‚geat­me­ten’ Fin­ger­paa­ren. Visua­li­siert wird die Vor­stel­lung von ‚Luft­schläu­chen’, die in dem jewei­li­gen Fin­ger begin­nen bzw. enden und sie mit der Lun­ge ver­bin­den es wird in der Vor­stel­lung qua­si durch den/die Fin­ger ein- bzw. ausgeatmet.

Beim Trans­fer in die spiel­tech­ni­sche Anwen­dung bedeu­tet Ein­at­men immer die Vor­be­rei­tung und Aus­at­men die Umset­zung der Bewe­gung. Ein­at­men heißt Energie(Luft) auf­neh­men und führt über die Aus­deh­nung der Lun­ge zur Deh­nung des Ober­kör­pers und damit zu einer erhöh­ten ‚Vor­span­nung’ im Mus­kel­ge­we­be. Aus­at­men ent­spricht also der Ent­span­nung, dem ‚Zusam­men­sin­ken’. Da Bewe­gun­gen — wie oben dar­ge­legt — bei gerin­ge­rer „Vor­span­nung’ locke­rer zu rea­li­sie­ren sind, wird kon­se­quen­ter­wei­se im Aus­at­men geübt und gespielt. Vor Beginn der Phra­se wird ein- und mit der Phra­se bewußt kon­ti­nu­ier­lich ausgeatmet.

Phy­si­sche Belas­tung durch die Spielhaltung
Die Belas­tung des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes durch die zum Teil asym­me­tri­sche Spiel- bzw. Instru­men­tal­hal­tung kann, je nach Instru­ment, sehr hoch sein und sich durch man­geln­de ‚Geläu­fig­keit’ als zusätz­li­cher Stress­fak­tor aus­wir­ken. Qi Gong kann umfas­send zur Kom­pen­sa­ti­on ein­sei­ti­ger Belas­tun­gen und damit zur Prä­ven­ti­on von Fol­ge­schä­den ein­ge­setzt wer­den, wie im fol­gen­den an einem Bei­spiel dar­ge­legt wer­den soll.
Die mensch­li­che Ana­to­mie ist grund­sätz­lich sym­me­trisch ange­legt sowohl im Bezug auf die Struk­tu­ren (2 Arme, 2 Bei­ne, etc.) als auch im Bezug auf die Bewe­gungs­rich­tun­gen (Bewe­gung und Gegen­be­we­gung, Mus­kel und Ant­ago­nist — z. B. Bizeps und Tri­zeps). Die­se Fest­stel­lung ist zwar tri­vi­al, wird aber im all­täg­li­chen Leben und gera­de auch im Bereich der Instru­men­tal­hal­tung geflis­sent­lich igno­riert — teils aus Bequem­lich­keit, teils aus spiel­tech­ni­scher Not­wen­dig­keit. Der Schluß, der aus die­ser schein­bar bana­len Fest­stel­lung gezo­gen wer­den muß, heißt aber: jede län­ger andau­ern­de, ein­sei­ti­ge Belas­tung des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes durch sta­ti­sche Kör­per­hal­tung ist sys­tem­fremd und damit mehr oder weni­ger gesund­heits­schäd­lich. Ste­reo­ty­pe Bewe­gungs­vor­gän­ge bewir­ken „…eine per­ma­nen­te Ver­kür­zung der Mus­kel-Seh­nen­ket­te…“ kon­sta­tiert G. Schnack in sei­nem Buch ‚Gesund und ent­spannt musi­zie­ren’, und wei­ter heißt es, dass „…jedes Instru­ment eine jeweils typi­sche Mus­ku­la­tur bean­sprucht. (25)“

Qi Gong beinhal­tet eine sehr gro­ße Viel­falt an Kör­per­übun­gen, um das oben bereits unter der Über­schrift ‚Qi Gong als Ver­fah­ren der TCM’ beschrie­be­ne Ziel einer mög­lichst locke­ren und natür­li­chen Kör­per­hal­tung zu errei­chen. Das Reper­toire reicht von ein­fa­chen Dehn­übun­gen bis zu kom­ple­xen Bewe­gungs­ab­läu­fen, wie z. B. die Bewe­gungs­zy­klen Hexiang­zhuang (26) oder Fan­huagong (27). Allen Übun­gen ist das unter dem Kapi­tel ‚Qi Gong als Ver­fah­ren der TCM’ genann­te Grund­prin­zip ‚Auf­merk­sam­keit — Atem — Bewe­gung’ gemein­sam. Die­se Übun­gen eig­nen sich sehr gut und gezielt zur Hal­tungs­kor­rek­tur bzw. zum Aus­gleich ein­sei­ti­ger Belas­tun­gen, und es kann aus dem reich­hal­ti­gen Übungs­re­per­toire ein auf die jeweils vor­lie­gen­de indi­vi­du­el­le Belas­tungs­si­tua­ti­on genau abge­stimm­tes Übungs­pro­gramm erstellt werden.

Als Bei­spiel sei hier kurz eine ein­fa­che Grund­übung — ‚Qi heben und sen­ken’ — näher betrach­tet: Zunächst wird die Grund­hal­tung im Ste­hen, wie unter dem Punkt ‚Streß­prä­ven­ti­on’ beschrie­ben, ein­ge­nom­men: Füße schul­ter­breit par­al­lel, Knie leicht gebeugt, Leis­ten bewußt ent­spannt, Wir­bel­säu­le auf­ge­rich­tet und Schei­tel wie von einem Faden nach oben gezo­gen. Die Arme hän­gen locker seit­lich her­ab — Hand­flä­chen zum Kör­per gedreht — und das Kinn ist etwas ein­ge­zo­gen. Ist die kor­rek­te Hal­tung ein­ge­nom­men wor­den, wird durch bewuß­tes Anspan­nen und Ent­span­nen eine ‚Span­nungs­wel­le’ im Kör­per erzeugt. Zuerst wer­den die Füße etwas ange­spannt (mit den Zehen in den Boden ‚kral­len’), dann steigt die Span­nungs­wel­le über Unter-schen­kel, Knie (etwas stre­cken), Becken­bo­den, Wir­bel­säu­le (stre­cken) bis zum Schei­tel. Die Ent­span­nung erfolgt in umge­kehr­ter Rei­hen­fol­ge von oben nach unten zurück zu den Füßen. Die­ses bewuß­te Anspan­nen und Ent­span­nen erfolgt syn­chron mit der unter dem Kapi­tel ‚Streß­prä­ven­ti­on’ beschrie­be­nen Kreis­lauf­at­mung. Mit dem Ein­at­men stei­gen Span­nungs- und Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf, in den Füßen begin­nend, nach oben bis zum Schei­tel, mit dem Aus­at­men sin­ken Ent­span­nungs- und Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf vom Schei­tel zurück zu den Füßen.

Ange­merkt sei hier, dass die beschrie­be­ne Ver­bin­dung von Atmung, Kon­zen­tra­ti­on und Span­nungs­wel­le auf die Spiel­hal­tung im Ste­hen bzw. Sit­zen über­tra­gen wer­de kann, sobald sie sicher ver­in­ner­licht ist. Durch den kon­ti­nu­ier­li­chen Wech­sel zwi­schen An- und Ent­span­nung wird eine sta­tisch-ermü­den­de Belas­tung der Mus­ku­la­tur ver­mie­den und auch der Rück­trans­port des Blu­tes aus den Venen der Bei­ne unter­stützt (Mus­kel­pum­pe).

Wird die­se Übung im Ste­hen sicher beherrscht, kann sie mit dem eigent­li­chen ‚Qi heben und sen­ken’ der Arme ver­bun­den wer­den. Mit dem Stei­gen der Span­nungs­wel­le und der Kreis­lauf­at­mung wer­den die Arme locker seit­lich vom Kör­per geho­ben (Hand­flä­chen zei­gen nach oben) bis sich die Fin­ger­spit­zen über dem Kopf fast berüh­ren (Hand­flä­chen nach unten). Die­se Posi­ti­on ist erreicht, wenn der Span­nungs- und Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf im Schei­tel ange­kom­men ist. Mit dem Sin­ken von Span­nungs­wel­le und Kreis­lauf­at­mung sin­ken auch die Hän­de vor dem Kör­per nach unten (Hand­flä­chen nach unten) und zurück zur Sei­te in die Aus­gangs­po­si­ti­on (Hand­flä­chen zum Kör­per), und errei­chen die­se mit dem Ende von Span­nungs­wel­le und Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf in den Füßen.

Die­se Übung kann mehr­mals wie­der­holt wer­den, soll­te aber immer mit einer Abschluß­übung been­det wer­den, z.B. mit der Übung ‚Krei­sen um Dan Tien (28)’. Dazu wer­den die Hän­de mit den Hand­flä­chen über­ein­an­der auf den Unter­bauch gelegt, der Dau­men­bal­len der unte­ren Hand liegt auf dem Bauch­na­bel. Bei Frau­en liegt die rech­te Hand am Kör­per, bei Män­nern die lin­ke. In die­ser Stel­lung eini­ge Male lang­sam und tief atmen, dann in Rich­tung des außen­lie­gen­den Dau­mens nach unten krei­send begin­nen und 9 grö­ßer wer­den­de Krei­se bis zu den Rip­pen­bö­gen beschrei­ben. Anschlie­ßend fol­gen 6 klei­ner wer­den­de Krei­se in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung zurück zur Aus­gangs­po­si­ti­on. Mit eini­gen ruhi­gen Atem­zü­gen ist die­se Übung beendet.
Schon am Bei­spiel die­ser ein­fa­chen Grund­übung ist deut­lich erkenn­bar, dass bei Qi Gong-Übun­gen immer der gan­ze Kör­per ein­be­zo­gen ist. Durch die Auf­rich­tung der Wir­bel­säu­le wird spe­zi­ell der Len­den­wir­bel­be­reich und die Hals­wir­bel­säu­le gedehnt und ent­las­tet, die seit­li­che Arm­be­we­gung dehnt die Brust­mus­ku­la­tur und kor­ri­giert die Hal­tung im Schul­ter­be­reich. Der Anspan­nung in der auf­wärts­ge­rich­te­ten Bewe­gung folgt die bewuß­te Ent­span­nung im Sin­ken­las­sen (hier kön­nen z.B. ganz bewußt die Schul­tern ent­spannt wer­den), dem außen Stei­gen der Arme folgt das innen Sin­ken der Arme, der Bewe­gung folgt die Gegen­be­we­gung — dem Yang folgt das Yin. Dies ist einer der Haupt­grün­de, war­um mei­ner Erfah­rung nach Qi Gong zur Kor­rek­tur und Kom­pen­sa­ti­on ein­sei­ti­ger kör­per­li­cher Belas­tun­gen so her­vor­ra­gend geeig­net ist. Der ganz­heit­li­che posi­ti­ve Effekt ist eine regu­lie­ren­de Wir­kung auf den Qi-Kreis­lauf und damit auch auf Atmung, Herz und Kreislauf.

Wu Wei — Tun durch Nicht-Tun
In den vor­he­ri­gen Kapi­teln habe ich vier ver­schie­de­ne Ansatz­punk­te zur Über­tra­gung von Qi Gong-Prin­zi­pi­en auf den Bereich des Instru­men­tal­spiels dar­ge­legt und anhand von Bei­spie­len erläu­tert. Qi Gong als ganz­heit­li­chem Ver­fah­ren ist die­se ‚Auf­tei­lung’ in ‚Anwen­dungs­ge­bie­te’ jedoch eigent­lich völ­lig wesens­fremd. Die­se vier Berei­che, die ich zum bes­se­ren Ver­ständ­nis getrennt betrach­tet und erläu­tert habe, sol­len daher nun wie­der zur eigent­li­chen Ein­heit zusam­men­ge­führt wer­den. Unter der Über­schrift ‚Atem und musi­ka­li­sche Gestal­tung’ habe ich eine Atem­übung mit Visua­li­sie­rung beschrie­ben, die um den Kon­zen­tra­ti­ons­ver­lauf erwei­tert als ‚Streß­prä­ven­ti­on’ und ergänzt durch eine ein­fa­che Arm­be­we­gung im Kapi­tel ‚Phy­si­sche Belas­tung durch Spiel­hal­tung’ als grund­le­gen­de Kör­per­übung ‚Qi heben und sen­ken’ vor­ge­stellt wur­de. Durch das schritt­wei­se Zusam­men­fü­gen der ein­zel­nen Übungs­ele­men­te wur­de an der Übung ‚Qi heben und sen­ken’ sys­te­ma­tisch und stell­ver­tre­tend für alle ande­ren ‚beweg­ten’ Qi Gong-Übun­gen dar­ge­legt, dass jede Übung aus dem Qi Gong die drei Berei­che Atmung, Kon­zen­tra­ti­on und Bewe­gung ent­hält und daher die in den oben genann­ten Kapi­teln beschrie­be­nen ‚Anwen­dungs­ge­bie­te’ umfas­send abdeckt. Eine grund­sätz­li­che Aus­nah­me bil­den hier nur die Übung des ‚stil­len Qi Gong‚’, da es sich hier­bei um Übun­gen ohne Bewe­gun­gen han­delt. Unter der Über­schrift ‚Mus­ku­lä­re Span­nun­gen und Spiel­tech­nik’ habe ich kurz dar­ge­legt, wie die posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Qi Gong-Prin­zi­pi­en in das üben und Spie­len über­tra­gen wer­den können.

Ziel aller Qi Gong-Übun­gen ist es, Kör­per und Geist auf Eines aus­zu­rich­ten, zur „Ein­spit­zig­keit (29)“ zu gelan­gen. Die­ses Eins­wer­den mit sich selbst, die Ver­ei­ni­gung von Kör­per, Gedan­ken und Emo­tio­nen in einer Bewe­gung, führt zu Wu Wei, dem ‚Tun durch Nicht-Tun’. J.C. Coo­per beschreibt Wu. Wei als „…ein Han­deln, das so unge­zwun­gen und natür­lich ist, daß es die gewöhn­li­che Bedeu­tung von Han­deln mit sei­nem dazu­ge­hö­ri­gen über­le­gen und Abwä­gen ver­liert, und das so in völ­li­ger Har­mo­nie mit der Natur ist, dass es ein­fach nur ist, ohne dass man dar­über nach­den­ken muß. (30)“ Es wird also das völ­li­ge Eins­wer­den, des üben­den mit der von ihm aus­ge­führ­ten Übung angestrebt.

Gera­de die­ses Eins­sein mit sich selbst und dem, was man gera­de tut (dem Stück, das man gera­de spielt — musi­ka­lisch und spiel­tech­nisch) ist für jeden Musi­ker die Vor­aus­set­zung für eine über­zeu­gen­de Inter­pre­ta­ti­on und gleich­zei­tig der bes­te Lösungs­an­satz für Stress- und Ver­span­nungs­pro­ble­me. Gedan­ken und Gefüh­le sind nach innen und auf die Musik gerich­tet und dort gebun­den, die Bewe­gun­gen ver­lau­fen im Rah­men der ana­to­mi­schen Mög­lich­kei­ten har­mo­nisch, rund und weich flie­ßend von ‚innen’ nach ‚außen‚ und eine sta­ti­sche Hal­tung (Ver­kramp­fung) wird durch den Bewe­gungs­fluß des gan­zen Kör­pers von vorn­her­ein ver­mie­den. So wer­den der Musi­ker und die von ihm inter­pre­tier­te Musik Teil eines umfas­sen­den Kon­zep­tes von Wu Wei — ist der Inter­pret eins mit sich selbst, kann er eins wer­den mit der Musik:

Psyche_Physis_Spieltechnik_Musik

Üben und Wu Wei
Am Bei­spiel des instru­men­ta­len Übens möch­te ich nun kurz die prak­ti­sche Umset­zung des Prin­zips Wu Wei darlegen.

üben und Erar­bei­ten ist immer ziel­ge­rich­tet — am Schluß der Arbeits­pha­se soll ein kon­kre­tes End­ergeb­nis ste­hen, das den jewei­li­gen künst­le­ri­schen und instrumentaltechnisch/’handwerklichen’ Vor­stel­lun­gen ent­spricht. Aus die­sem Ansatz erge­ben sich eini­ge grund­sätz­li­che Pro­ble­me. So kann die stän­di­ge ‚Prä­senz’ des ange­streb­ten ‚per­fek­ten’ End­ergeb­nis­ses extrem frus­trie­rend wir­ken, vor allem, wenn die Gedan­ken und Inten­tio­nen an die­ser Ziel­vor­stel­lung ‚hän­gen blei­ben’ und nicht zum Weg dort­hin zurück fin­den. üben ist immer auf Ver­bes­se­rung und Ent­wick­lung aus­ge­rich­tet — sowohl spiel­tech­nisch als auch musi­ka­lisch. Dies führt sehr leicht dazu, dass man sich be-müht und anstrengt. Die inne­re Anspan­nung und damit auch die mus­ku­lä­re Span­nung stei­gen, und dies ist für den Spiel- und Bewe­gungs­fluß natur­ge­mäß aüßerst kontraproduktiv.

Die Betrach­tung einer Ent­wick­lung erfor­dert auch eine beglei­ten­de eige­ne Beur­tei­lung und hier liegt die Gefahr, dass die Auf­merk­sam­keit in der Beur­tei­lung gefan­gen bleibt und nicht mehr zur Ent­wick­lung zurück­fin­det. Das Ziel der Ver­bes­se­rung erfor­dert auch den Ver­gleich ‚vor­her-nach­her/­ges­tern-heu­te’ und führt so die Auf­merk­sam­keit sehr leicht vom ‚Tun’. zum Wollen.
Für alle genannn­ten Pro­ble­me läßt sich eine gemein­sa­me Über­schrift ‚fin­den: Die Auf­merk­sam­keit liegt beim ‚dar­über Nach­den­ken — Beur­tei­len — Wol­len’, und nicht beim ‚geis­ti­gen Tun — sich selbst Anlei­ten — Tun im Hier und Jetzt’. Das Prin­zip des Wu Wei beim üben bedeu­tet für mich, Dis­zi­plin und ‚Wil­lens­kraft, ein­zu­set­zen, um das regel­mä­ßi­ge üben zu ‚orga­ni­sie­ren’. Im Moment des Übens gibt es natür­lich ana­ly­sie­ren­de und beur­tei­len­de Pha­sen, aber das üben selbst erfolgt im ‚absichts­lo­sen’ Tun, oder wie uns das Tao Te King lehrt: ‚Der Weg ist das Ziel’.

Jedes ein­zel­ne zu üben­de Stück wird zer­legt in Teil­aspek­te, ein­zeln ana­ly­siert, ver­in­ner­licht und sozu­sa­gen ‚aus dem Inne­ren der Bewe­gung’ her­aus betrach­tet und erfah­ren. Ich ver­su­che die Bewe­gung mit den Fin­gern, Gelen­ken, Mus­keln — mit dem Bewe­gungs­ap­pa­rat als Gan­zes zu ‚sehen’, anzu­neh­men und zu ver­in­ner­li­chen, immer bereit, auf auf­tre­ten­de Pro­ble­me zu reagie­ren, ohne jeg­li­che Unge­duld oder Gedan­ken an das Ziel — die ‚Beherr­schung’ des gan­zen Stü­ckes. So gese­hen ist üben nicht erar­bei­ten eines Stü­ckes, son­dern Erlan­gung des Stü­ckes durch bewuß­te Unter­ord­nung unter die Gesetz­mä­ßig­kei­ten die­ses kon­kre­ten Musik­stü­ckes. Dies betrifft selbst­ver­ständ­lich auch die musi­ka­li­sche Inter­pre­ta­ti­on, und so ver­ste­he ich J.C. Coo­per, wenn er sagt, Wu Wei sei „… das ruhi­ge Hin­neh­men des Lebens in der Welt, wie es kommt und wie es ist, das War­ten auf die rech­te Zeit, kein Erzwin­gen eines Ergeb­nis­ses, son­dern ein Zulas­sen des­sel­ben, so dass es sich nach sei­ner eige­nen Zeit und Eigen­art ent­fal­ten kann. (31)“

Vor­trag und Wu Wei
Beim Vor­trag eines Musik­stü­ckes liegt die Pro­ble­ma­tik zunächst gänz­lich anders als in der Übungs­pha­se. Beim kon­zer­tan­ten Vor­trag muß der Inter­pret jetzt, in die­sem Moment, jede Note über­zeu­gend gestal­ten, die Kon­zen­tra­ti­on und krea­ti­ve Gestal­tungs­kraft für die Dau­er des gesam­ten Wer­kes hal­ten, und er hat für jeden Ton, für jede Pas­sa­ge nur einen Ver­such. Unter die­sem enor­men Druck ist ver­ständ­li­cher Wei­se der Schritt vom ‚Müs­sen’ zum ‚Gesche­hen las­sen’, vom Tun zum Nicht-Tun beson­ders schwer. Trotz­dem, oder gera­de des­we­gen, ist hier der Lösungs­an­satz der­sel­be, wie beim üben beschrie­ben — Wu Wei! Zur Ver­deut­li­chung hier noch ein­mal zwei Zita­te von J.C. Coo­per im Zusam­men­hang mit Wu Wei: „Der Mensch kann nur her­vor­brin­gen, was in ihm ist … (32)“ und „Nicht-Han­deln ist eine inne­re Qua­li­tät; sie mag pas­siv sein, aber es ist eine schöp­fe­ri­sche Qua­li­tät. (33)“

In der Pra­xis führt ein Weg zur Ein­spit­zig­keit und damit zu Wu Wei über das 3‑fache Ein- und Aus­at­men : Ein­at­men und mit dem Aus­at­men die Bewe­gungs­ab­läu­fe des Anfangs­mo­ti­ves vor­aus­den­ken — geis­ti­ge Samm­lung und moto­ri­sche Koor­di­na­ti­on! .Ein­at­men und mit dem Aus­at­men das Anfangs­mo­tiv still inner­lich vor­aus­sin­gen — Samm­lung der Gefüh­le über die Inter­pre­ta­ti­on! Ein­at­men, und mit dem Aus­at­men spielen!

Atmung, Bewe­gungs­vor­stel­lung und musi­ka­li­sche Vor­stel­lung — Kör­per, Geist und Emo­ti­on wer­den durch das ver­bin­den­de Glied ‚Atmung’ zusam­men­ge­führt und in der Inter­pre­ta­ti­on ver­bun­den. Inten­ti­on und Kon­zen­tra­ti­on des Inter­pre­ten wer­den von sei­ner eige­nen Per­son, sei­nen Gedan­ken über sei­ne Befind­lich­keit und die Vor­trags­si­tua­ti­on auf das Stück, auf die Inter­pre­ta­ti­on und das Tun durch Nicht-Tun umge­lenkt und kön­nen an geeig­ne­ten Stel­len wie z.B. Zäsu­ren, Neu­an­sät­zen oder Wie­der­ho­lun­gen immer wie­der durch bewuß­te musi­ka­li­sche Vor­stel­lung ver­bun­den mit bewuß­tem Atem neu an der Inter­pre­ta­ti­on fest­ge­macht wer­den. Eine geis­ti­ge Vor­übung im Sin­ne der oben genann­ten Zita­te J.C. Coo­pers ist die Ver­la­ge­rung der Inten­ti­on und Kon­zen­tra­ti­on von „Ich spie­le die Fuge a‑Moll von J.S. Bach“ hin zu „Ich spie­le die Fuge a‑Moll von J.S. Bach“.

Stress­prä­ven­ti­on und Wu Wei
Wu Wei im Instru­men­tal­spiel ermög­licht im bes­ten Fall die unge­stör­te und opti­ma­le Repro­duk­ti­on ein­ge­üb­ter Bewe­gungs­ab­läu­fe und das freie Flie­ßen der krea­ti­ven und pro­duk­ti­ven Ener­gie. Mein Ansatz, dies zu errei­chen, ist, das Werk als ‚Form’ zu betrach­ten, die ich von innen her­aus wahr­neh­me und inter­pre­tie­re, in die ich mei­nen ‚Geist’ ein­strö­men las­se, um sie wie­der leben­dig wer­den zu las­sen. Es ist letzt­end­lich die Unter­wer­fung und die Unter­ord­nung des Inter­pre­ten unter das Werk, um sich so das Werk in ‚schöp­fe­ri­scher Pas­si­vi­tät’ anzu­eig­nen, sich letzt­lich in den Dienst der Inter­pre­ta­ti­on zu stel­len. Die­ser Ansatz stellt das per­sön­li­che Stre­ben, Wol­len, Den­ken zurück, zu Guns­ten des Eins­wer­dens und Eins­seins mit dem Werk — Wu Wei.

Schluss­be­mer­kung
Ange­merkt sei hier zunächst noch, dass es hin­rei­chend Lite­ra­tur über Qi Gong-Übun­gen gibt — von ein­fa­chen Übun­gen bis hin zu den schon erwähn­ten kom­ple­xen Bewe­gungs­zy­klen. Die­se kann zwar kei­nes­falls die kom­pe­ten­te per­sön­li­che Anlei­tung durch einen erfah­re­nen Leh­rer erset­zen, aber es las­sen sich dar­in durch­aus wich­ti­ge und wert­vol­le Anre­gun­gen und Hil­fe­stel­lun­gen fin­den. Die beschrie­be­nen Atem­übun­gen soll­ten sehr vor­sich­tig, kon­trol­liert und mög­lichst nur unter kom­pe­ten­ter Anlei­tung oder mit ent­spre­chen­den Vor­kennt­nis­sen aus­ge­führt wer­den. Die bei der ers­ten unter der Über­schrift ‚Atem und musi­ka­li­sche Gestal­tung’ beschrie­be­nen Atem­übung ver­merk­ten Hin­wei­se zu even­tu­ell auf­tre­ten­den Pro­ble­men gel­ten selbst­ver­ständ­lich auch für alle fol­gen­den Atemübungen.

Stress, egal ob im kon­zer­tan­ten musi­ka­li­schen Vor­trag oder in der .Unter­richts­si­tua­ti­on, ist ein mul­ti­fak­to­ri­el­les Phä­no­men. Durch Qi Gong-Ver­fah­ren ist es mög­lich, Stress prä­ven­tiv zu redu­zie­ren und in ent­spre­chen­den Situa­tio­nen aktiv zu bewäl­ti­gen. Qi Gong als ganz­heit­li­ches Gesund­heits­ver­fah­ren wirkt einer­seits, indem es die Stress aus­lö­sen­den bzw. begüns­ti­gen­den per­so­nen­ima­nen­ten Fak­to­ren wie inne­re Unru­he, mus­ku­lä­re Ver­span­nun­gen und Ver­kramp­fun­gen, schmerz­haf­te bzw. blo­ckie­ren­de Fehl­hal­tun­gen und fal­sche Atmung redu­ziert bzw. kor­ri­giert. Ande­rer­seits wer­den uns aus dem reich­hal­ti­gen Reper­toire der Qi Gong-Ver­fah­ren eini­ge ein­fa­che und wir­kungs­vol­le Tech­ni­ken an die Hand gege­ben, die uns hel­fen, aku­ten Stress ‚abzu­füh­ren’ bzw. zu bewäl­ti­gen. In Ver­bin­dung mit Wu Wei — der ‚rich­ti­gen’ inne­ren Hal­tung — ergibt sich ein höchst wirk­sa­mer Ansatz zur Stress­be­wäl­ti­gung und Stressprävention.

(1) Vgl.: J. Kaptchuk, Das gro­ße Buch der chi­ne­si­schen Medi­zin, Mün­chen, 1997, S. 14 ff.
(2) eben­da, S. 18.
(3) Eben­da, S. 19.
(4) J.C. Coo­per, Der Weg des Tao, Bern Mün­chen Wien, 1977, S. 33.
(5) G. Macio­cia, Die Grund­la­ge­en der Chi­ne­si­schen Medi­zin, Kötzting, 1994, 1997, S. 5.
(6) Leit- oder Ener­gie­bah­nen, vgl. G. Wen­zel, Qi Gong – Quel­le der Lebens­kraft, Bad Sau­er­brunn, 1996, S. 163.
(7) Eben­da, S. 311.
(8) G. Macio­cia, Die Grund­la­gen der Chi­ne­si­schen Medi­zin, S. 41.
(9) Vgl.: G. Herr­gott, Die Topo­lo­gie der Span­nung, Teil 2, Üben und Musi­zie­ren 1/93, S. 24.
(10) A. Lowen, Depres­si­on, Mün­chen, 1978, S. 54.
(11) Eben­da, S. 56.
(12) Vgl.: W. Rüdi­ger, Atem und Aus­druck im Instru­men­tal­un­ter­richt, Üben und Musi­zie­ren 4/93.
(13) A. Lowen, Depres­si­on, S. 56.
(14) Ruhi­ge Übun­gen im Sit­zen, Ste­hen oder Lie­gen zur Schu­lung von Atmung, Kon­zen­tra­ti­on, Kör­per­wahr­neh­mung und Visualisierung.
(15) Die­se Zun­gen­po­si­ti­on wird im Qi Gong ´Elstern­brü­cke´ genannt und schließt den Meri­dian­ver­lauf zwi­schen auf- und abstei­gen­dem Meri­di­an kreis­för­mig ab – das Qi kann zirkulieren.
(16) Die­se Hal­tung wird im Qi Gong ‘Hän­de auf Dan Tien‘ genannt; Frau­en legen die rech­te, Män­ner die lin­ke Hand nach unten.
(17) Huy­in = Yin-Punkt, liegt im Damm.
(18) Yongchu­an = ‘spru­deln­de Quel­le‘ ist der Anfangs­punkt des Nie­ren­me­ri­di­ans in der Mit­te des vor­de­ren Drit­tels der Fußsohle.
(19) A. Lowen, Depres­si­on, S. 48.
(20) G. Wen­zel, Qi Gong – Quel­le der Lebens­kraft, S. 316.
(21) Vgl. eben­da, S. 321.
(22) A. Lowen, Depres­si­on, S. 57 f.
(23) Vgl.: G. Herr­gott, Die Topo­lo­gie der Span­nun­gen Teil 1 und 2, Üben und Musi­zie­ren 6/92 und 1/93.
(24) Vgl.: L.V. Schoe­fer, Qi Gong – Hil­fen für den All­tag, Niedernhausen/Ts., 1994, S. 38 f.
(25) G. Schnack, Gesund und ent­spannt musi­zie­ren, Bären­rei­ter, Kas­sel, 1994, S. 130.
(26) Hexiang­zhuang = 6 Übun­gen des flie­gen­den Kra­nichs. Eine Fol­ge von 6 in sich abge­schlos­se­ner Ein­zel­übun­gen mit kom­ple­xen, koor­di­nier­ten Arm‑, Bein- und Rumpf­be­we­gun­gen und Schrittarbeit.
(27) Fan­huan­gong = Acht­fa­che Rück­kehr, 8 Übun­gen, vgl. Hexiangzhuang.
(28) Dan Tien = Ener­gie­zen­trum. Wört­lich: Zin­no­ber­feld. Zin­no­ber ist im Dao­is­mus die Bezeich­nung für die ‚unsterb­li­che Essenz’. Der obe­re Dan Tien liegt unter dem Meri­di­an­punkt Tian­mui an der Nasen­wur­zel, der mitt­le­re Dan Tien liegt unter dem Punkt Shanzhong in der Mit­te der Brust auf Höhe der Brust­war­zen und der unte­re Dan Tien liegt unter dem Punkt Qihai etwa drei Quer­fin­ger breit unter­halb des Bauch­na­bels. Ein Dan Tien hat immer eine räum­li­che Aus­deh­nung im Kör­per, die bei ent­spre­chen­der Qi Gong-Übung wahr­nehm­bar ist.
(29) G. Wen­zel, Qi Gong – Quel­le der Lebens­kraft, S. 258 ff.
(30) J.C. Coo­per, Der Weg des Tao, S. 98.
(31) eben­da, S. 99.
(32) eben­da, S. 100.
(33) Eben­da, S. 99.